QUARTIERSENTWICKLUNG ÜBERSEE

ÜBERSEE | geladener Architekturwettbewerb | 2023

BÜRO- UND WOHNANLAGE SONNENSTEINSTRASSE

LINZ URFAHR | geladener Architekturwettbewerb | 2023

BÜRO- und WOHNANLAGE SONNENSTEINSTRASSE

LINZ URFAHR | geladener Architekturwettbewerb | 2023

Dietmar Moser, Julia Haselsteiner, Kati Stieber, Peter Hampel
Atelier Dede | David Dobetsberger, Lea Braungart

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AUFGABENSTELLUNG | Zukunftsorientierte Ortsentwicklung im Grünen
Auf dem ehemals gewerblich geprägten „Deutz-Areal“ der Gemeinde Übersee soll ein neues lebendiges Quartier entstehen. Mitten im ländlichen Raum, in unmittelbarer Nähe zum nördlich gelegenen Bahnhof und Ortszentrum im Westen wird ein Pilotprojekt für eine nachhaltige Nachverdichtung mit hohem Qualitätsanspruch für attraktiven Wohnraum und Freiraum angestrebt. Schlicht ein Wohnfühlort für Jung und Junggeblieben, zukünftige Bewohner:innen und ihre umliegende Nachbarschaft. Herausfordernd und einzigartig zugleich offenbart sich das Baufeld mit seiner Nähe zum Bahnhof – als attraktives „Tor zur Welt“ samt seiner Lärmemission – dem Kulturangebot und der geringen Distanz zum Chiemsee. Insgesamt rund 200 Wohnungen, Gastro- und Kleingewerbeflächen, eine Kita und soziale Einrichtungen, sowie ein attraktives Naherholungsgebiet werden den Lebensraum der Gemeinde Übersee aufwerten.

STÄDTEBAU | mehr Dichte = mehr Freiraum
Sanft eingebettet in die historisch gewachsene Struktur reagiert die Bebauung städtebaulich sensibel und vervollständigt in klarer, selbstverständlicher Formensprache das Quartier. Typologien der Umgebung – vorwiegend Einfamilienhäuser und Klein-Gewerbe in den EG-Zonen - werden aufgenommen und zeitgemäß interpretiert. Diese verdichteten (Mehrfamilien-)Strukturen begleiten Übersee in eine moderne, zeitgemäße Nachverdichtung wertvoller Brachflächen und schaffen eine attraktive Alternative bzw. Ergänzung zu den vorherrschenden Einfamilienhaus-Siedlungen.
Frei nach dem Motto: mehr Dichte = mehr Freiraum!

ENTWURFSKONZEPT | Dorf im Dorf
Die Größe, Form und Körnung der Dorferweiterung nimmt Bezug auf den umliegenden Bestand und bietet Qualitäten freistehender Häuser bei gleichzeitig angemessener Dichte. Der Entwurf zeigt ein Konglomerat an unterschiedlichen Wohnformen: Eigentum besteht neben Baugruppen, Generationen-Wohnen findet Platz neben Genossenschaftswohnungen oder sozialem Wohnbau. Von Kleinst-Einheiten (Garçonnière) als Gäste-Einheiten, für Pflegekraft oder Au-Pair, bis hin zu Wohnraum für Großfamilien oder Penthäuser wird ein Wohnungsmix für eine bunte Gesellschaft angeboten. Dem starken Wunsch nach dem Einfamilienhaus – dem Wohnen über mehrere Etagen – wird der Entwurf durch das Angebot von „Haus in Haus“-Einheiten (Reihenhaus- oder Maisonette-Wohnungen) gerecht.
Es gibt kein fixes Bausystem – die vorgeschlagene flexible Struktur kann in der Entwicklung in mehreren Etappen noch auf Änderungen reagieren. Es gibt längere und kürzere Riegel, wachsende Reihenhaus-Strukturen, große und kleine Punkthäuser. Ein Ensemble aus Einzelhäusern, die sich teilweise Erschließungskerne teilen und somit zu einem schützenden Rücken zusammenwachsen.
Die Situierung der Baukörper generiert Enge und Weite – fast wie in einem gewachsenen Dorf.
Durch die Ergänzung von sozialen Einrichtungen wie einer Kita, Gastro- und Gewerbeflächen und kommunikativen Gemeinschaftsbereichen entsteht ein heterogenes und lebendiges Quartier. Die EG-Zonen entlang der Bahnhofstraße werden von gewerblichen und gastronomischen Funktionen gesäumt – ein Bäcker oder der regionale Hofladen locken in das Quartier. Großzügige Freiräume, Spielplätze und Erholungsflächen laden zum Verweilen und Flanieren ein. Der lokale Einzelhandel und die Gasthauskultur werden revitalisiert - Geselligkeit, Genuss, Kommunikation, Austausch, Spiel und Erholung sind im Fokus.
Die unmittelbare Nähe zum Bahnhof verlangt besondere Maßnahmen um die Lärmemissionen einzudämmen. Parallel zur Bahnhofsstraße wird mit versetzten, schützenden Baukörpern auf die Bahnhofsnähe reagiert, gleichzeitig bleibt jedoch das Erdgeschoß großzügig geöffnet und formuliert ein durchlässiges „Entree“ zum neuen Quartier. Die Höhenentwicklung der Neubauten nimmt Rücksicht auf die angrenzende Bebauung und treppt sich von Norden nach Süden ab. Im Süden schafft verdichteter Flachbau in Form von Reihenhäusern einen sanften Übergang zur umliegenden Einfamilienhaus-Siedlung.

BAUKÖRPER | FUNKTION
Die Eingänge der Gebäude sind zueinander angeordnet und die Häuser schließen wie in alten Städten direkt an den öffentlichen Raum an. So wird die Erschließungszone in jedem Baukörper zur Begegnungszone und Aufenthaltsort. Rückspringende offene Stiegenhäuser und Durchgänge schaffen eine spannungsvolle Tiefe und gliedern die Bebauung in eine angemessene Maßstäblichkeit. Der Dorfcharakter wird mit vorgelagerten, kommunikativen „Veranda-Zonen“ (Rankspalier, Sitzbank, Plauder-Treppe, …) verstärkt. Der Zugang – ob offen oder im Warmen – bietet Abstellflächen für Fahrräder, Kinderwägen, Müllsammelstellen und individuelle Sitzmöbel. Diese kommunikativen Begegnungszonen vor den jeweiligen Wohneinheiten fördern eine lebendige Nachbarschaft.
Die Grundrisse sind klar und einfach strukturiert und ermöglichen mit einfacher Modifizierung die gewünschte Grundriss-Vielfalt für eine soziale Durchmischung im Quartier. Gemeinschaftsräume und kollektiv genutzte Freiflächen bieten einen Ort der ungezwungenen Begegnung und fördern ein nachbarschaftliches Miteinander für Strickrunden, Keks-Back-Workshops, Tarock-Club, Geburtstagspartys, Quartiersfeste, Kabarett, Winterspielgruppe für die kleinsten Bewohner:innen, …
Innovative Co-Working-Bereiche schaffen Arbeitsplätze für junge Start-Ups, kreative Köpfe im ländlichen Raum. Innovation und kreatives Netzwerk als Alternative zum Pendeln oder Home-Office – hier teilt man sich Infrastruktur und tauscht sich aus. 

FREIRAUM | Landschaft als Rahmen
Das Wettgewerbsgebiet ist eingebettet in einen landschaftlichen Rahmen der sich zwischen Chiemsee und seinen Moorgebieten und der Nähe zu den Alpen aufspannt. Diese Analogie spiegelt sich auch in der landschaftlichen Gestaltung wider. Ein mäandrierender Freiraum zieht sich durch das Quartier und eröffnet Plätze und Situationen. Gewerbezone und Co-Working-Bereiche bilden ein großzügiges Entree und symbolisieren ein lebendiges Ankommen im Quartier. Biergärten und Gastronomie markieren den geselligen Übergangsbereich zum großen Quartiersplatz. Hier findet das wuselige Leben statt – Feste, Spielzonen, Wochenmarkt, Nahversorgung, Kita-Kinder, Senior:innen-Cafe, Jugendtreff, Pumptrack, Grüninseln, Erholungsraum und Wasserspiele finden hier ebenso Platz wie soziale Einrichtungen und Gemeinschaftsräume. Aneignungsräume wie Gemeinschaftsgarten, Blumenwiese, Naschgarten, Pflanzbeete, Igel-Unterschlupf bieten neben vielfältigen Spiel- und Bewegungsangeboten einen abenteuerlichen Naturerfahrungsraum für unsere jüngsten Bewohner:innen – ein grünes Wohnzimmer quasi.

Die durchlässige öffentliche Durchwegung der gemeinschaftlich genutzten Freiräume stellt einen wesentlichen Mehrwert für die angrenzenden Wohnsiedlungen und Gemeindebewohner:innen dar. Kleine Gassen und „Schleichwegerl“ laden zudem zum Erforschen und Entdecken des Quartiers ein und ergänzen die Freiraumvielfalt. Die kleineren Nachbarschaftsplätze zeichnen sich durch mehr Privatheit aus. Kleinkindspielbereiche und flexibles Stadtmobiliar schaffen eine intimere Freiraumsituation und stärken die unmittelbare Gemeinschaft beim ungezwungenen Plaudern und spontanen Treffen. Für heiße Sommertage werden zum Pritscheln und Planschen auch Wasserspielflächen und Trinkbrunnen angeboten – Fontänenanlagen sorgen für die gewünschte Abkühlung.
Die Freiraumabfolge gestaltet sich von der öffentlichen Platzsituation über halböffentliche Bereiche vor den Hauseingängen hin zu privaten Rückzugsräumen (Terrassen, Balkone, Loggien). Die Hauszugänge sind zum öffentlichen Raum hin ausgerichtet – die Privatgärten liegen geschützt auf der gegenüberliegenden Hausseite oder sind mutig auf den Platz orientiert und werden durch natürliche Hecken begrenzt.
Die Natur darf sich hier das einst großflächig versiegelte Baufeld wieder zurückerobern. Großer Wert wird daher auf den Erhalt der Bestandsbäume und einen natürlichen Erdkoffer für großkronige Bäume gelegt. Versickerungsfähige Pflasteroberflächen, wassergebundene Decken, Wiesen- und Rasenflächen stellen das Grundgerüst für einen zukunftsorientieren Grünraum mit Pflanzenreichtum und Strukturvielfalt dar. Eine breite Palette von einheimischen, klimafitten Gehölzen ergänzt durch extensiv pflegbaren Stauden- und Gräserflächen sorgen für optische Anreize quer durch die Jahreszeiten. Markante großkronige Quartiersbäume sorgen für kühlende Schattenzonen, Orientierung und Identitätsmerkmale für die verschiedenen Platzsequenzen. Im Süden soll zusätzlich ein Ballspielplatz für sportliche Aktivitäten zur Verfügung stehen und bildet mit der Ökoausgleichsfläche den Abschluss des Grünzuges.

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