BRAUNAU | geladener Architekturwettbewerb | 1. Preis | 2021
BRAUNAU | geladener Architekturwettbewerb | 1. Preis | 2019
Dietmar Moser, Julia Haselsteiner, Anita Foune
ARGE mit O+z architektur Robert Oberbichler, Johann Zaunrieth
ÖBA: Thomas Schneider
Modell: Josef Andraschko
Fotos: Marie Luise Baumschlager
AUFGABE | NEUER KINDERGARTEN
Die Stadtgemeinde Braunau wächst – im Zentrum des Stadtteils Braunau-Neustadt soll der Kindergarten auf vier Kindergartengruppen und zwei Krabbelgruppen erweitert werden.
Der Stadtteil ist geprägt von unterschiedlichen Bautypologien – Einfamilienhäuser, lineare Wohnbauten, punktuelle Wohntürme und einzelnen Nahversorgungseinheiten. Das Baufeld ist eingebettet in die unmittelbare Nachbarschaft zur bestehenden Volksschule, dem heilpädagogischen Kindergarten der Lebenshilfe und dem öffentlichen Quartiers-Spielplatz.
ENTWURFSKONZEPT
Die Erschließung des Grundstücks erfolgt nördlich über die Sebastianistraße. Um den wertvollen Grünraum weitgehend zu erhalten, werden die bestehenden Stellplätze entlang der Straße erweitert und optional um eine Anlieferungszone (Kiss & Ride) ergänzt.
Begleitet von den jeweiligen Außenspielflächen und Fahrradabstellplatz, gelangt man über einen gedeckten Zugang in den zentralen Windfang, der zugleich als Mittler für Kindergarten, Krabbelstube und heilpädagogischen Kindergarten dient. Von hier aus wird man von einem offenen zweigeschoßigen Marktplatz empfangen, welcher sämtliche Funktionen wie Verwaltung, Eltern-Lounge, Gruppenräume, Essbereich, Bewegungsraum, Spielturm und Nebenräume räumlich verbindet.
Freie Sichtachsen zum Garten öffnen diese Drehscheibe in alle Richtungen und schaffen eine klare Orientierung und Bewegung im Gebäude. Eine offene Treppe verbindet die beiden Geschoße und schafft über einen großzügigen Luftraum spannende Blickbezüge und Entdeckungsräume.
Der zentrale Spielturm als Blickfang umhüllt im EG die Aufwärmküche sowie Nebenräume. Im OG wartet das bespielbare Möbel darauf, erobert zu werden. Bei Festen oder Veranstaltungen ist der Bewegungsraum mit dem Essbereich koppelbar und schafft eine attraktive und multifunktionale räumliche Erweiterung.
Die Verwaltung als erste Anlaufstelle ist samt Nebenräumen im Norden als eigene Einheit situiert - die Gruppenräume werden als "Doppel-Häuser" rund um den Marktplatz angedockt.
Im Osten öffnen sich die beiden Krabbelgruppen der Morgensonne Richtung Zwergenwiese – im Süden sitzen zwei Kindergartengruppen und verschmelzen über eine vorgelagerte Terrasse ebenfalls mit dem Grünraum.
Gelangt man über die offene Treppe ins OG, verteilt eine luftige Brücke in die jeweiligen Funktionen analog zum EG. Im Hauptverlauf gelangt man direkt in den zweiten Bewegungsraum, welcher unmittelbar mit der großen Freiterrasse verbunden ist. Freies Spiel und Bewegung mit Blick auf die Baumkronen erweitern das Freiraumangebot für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten und Wetterlagen. Über eine optionale Freitreppe kann die Freiterrasse bzw. das OG direkt mit dem Naturraum verbunden werden.
Die Brücke bietet neben vielfältigen Erlebnisräumen wie Spielturm und Liegenetz auch spannende Raumeindrücke und Blickbezüge im gesamten Gebäude. Es entsteht ein offener, lichtdurchfluteter Kommunikationsraum zwischen den Geschoßen, der den Kindergarten als Ort der Neugier, des Staunens und der Gemeinschaft erlebbar und bespielbar macht. Im Osten orientieren sich zwei Kindergartengruppen Richtung Morgensonne und erweitern sich auf einen eigenen, angedockten Balkon.
Diese gedeckten Ausgänge, Terrassen bzw. Loggien (OG) dienen als Übergangszone zwischen Innen und Außen und sollen den natürlichen Verlauf der Jahreszeiten in den Gruppen spürbar machen.
RAUMKONZEPT | DIE GRUPPE IM DOPPELHAUS
Sämtliche Gruppenräume sind funktional und räumlich gleich aufgebaut und können somit einfach und flexibel als Krabbelgruppe bzw. Kindergartengruppe adaptiert werden.
Immer zwei Gruppenräume werden als "Doppelhaus" über eine gemeinsame "Schmutzschleuse" samt Nebenräumen erschlossen und direkt über eine vorgelagerte gedeckte Terrasse bzw. Loggia mit dem Garten verbunden. Jede Gruppe ist eine eigene erlebbare, überschaubare Einheit. Sie kann jedoch über große Öffnungen zu einer größeren Gemeinschaft gekoppelt werden. Oberlichtbänder, Sitznischen, Rückzugsbereiche und bewusste Ein-/Ausblicke gliedern den Innenraum, schaffen Bezüge zwischen den Gruppen bzw. Gangflächen und bieten vielfältige Spiel-, Ruhe- und Erlebniszonen.
FREIRAUM
Die kompakte Lage und Positionierung des neuen Baukörpers integriert den wertvollen Baumbestand und ermöglicht so den gänzlichen Erhalt des schützenswerten und vielfältigen Naturraums. Die Bäume dienen als natürlicher Filter und Sonnenschutz, als Versteck und Lebensraum von vielen Tieren und Insekten.
Bestehende Spielgeräte und Spielflächen werden weitestgehend erhalten bzw. behutsam ergänzt.
Es entstehen abwechslungsreiche Freiraumqualitäten für differenzierte Nutzungsmöglichkeiten:
- "Öffentlicher Spielbereich": Treffpunkt/Austausch/Wartebereich für Eltern und Kinder beim Bringen bzw. Abholen entlang des Zubringerwegs
- "Zwergenwiese": abgetrennter Freiraum für die Krabbelgruppenkinder
- "Riesenwiese": Experimentiergarten, Bewegung, Spiel, Ruheoase, Spielhügel, Weidenhöhle, Naschgarten, etc. für die Kindergartenkinder
- Freiterrasse: Bewegungsraum und Spielfläche ergänzend zu Garten
Es entsteht eine vielfältige "grüne Oase" aus Bildungsräumen, Experimentierplätzen und Erholungsflächen für Jung und Alt des gesamten Quartiers.
KONSTRUKTION | MATERIAL | TECHNIK
Der Neubau wird als wirtschaftlich effizienter Massivbau mit aussteifenden Wandscheiben errichtet. Das Dach wird als flach geneigtes Walmdach ausgeführt, jedoch durch eine hochgezogene Attika optisch vereinfacht.
Die Fassade ist als helle, grob strukturierte Putzfassade (Kratzputz mit linearer Struktur bzw. grober Rieselputz) angedacht. Je nach räumlicher Nutzung gliedern großzügige Fensterbänder mit Holzelement-Füllungen im Zusammenspiel mit quadratischen, bewusst gewählten Ausblicken die Fassadenflächen und kommunizieren so spielerisch mit dem Naturraum. Die jeweiligen Balkone bzw. Loggien werden als Holz-Boxen an den Massivbau angedockt und schaffen einen fließenden Übergang zum Freiraum.
Im Innenraum dominieren ökologische, warme und langlebige Materialien wie geschliffener Estrich, Holz und Filz. Der Spielturm setzt innen und außen einen farbigen Akzent und markiert somit die Drehscheibe im gesamten Raumgefüge.
Das Gebäude wird kompakt und energieeffizient konzipiert. Eine außenliegende Verschattung, Vordächer/Loggien und der umgebende Baumbestand bieten Schutz vor sommerlicher Überwärmung. Es wird eine natürliche Be- und Entlüftung über Lüftungsklappen der Oberlichter im Dach, sowie öffenbare Fensterelemente für Stoßlüftung, Nachtlüftung im Sommer und Winterlüftung vorgeschlagen.
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