ERWEITERUNG SCHULE KARLSRUHE

DEUTSCHLAND | nicht-offener Planungswettbewerb | 2015

ERWEITERUNG SCHULE KARLSRUHE

DEUTSCHLAND | nicht-offener Planungswettbewerb | 2015

Matthias Seyfert, Dietmar Moser  | Architekturbüro 1
Elisabeth Nobl
ARGE mit ABJ. Architekten

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ENTWURFSKONZEPT
BESTANDSAUFNAHME
Die Drais-Schule in Karlsruhe Mühlburg besteht aus Gebäuden verschiedener Epochen. Durch die Vergrößerung der Ganztagsgrundschule und der Gemeinschaftsschule wurde eine Ergänzung des bestehenden Schulcampus notwendig. Gleichzeitig sind die bestehenden Gebäude thermisch zu sanieren. Die Freiflächen sind durch viele prächtige Bäume geprägt, werden aber durch eine Vielzahl unterschiedlicher Beläge, parkender Autos und korrodierter Vordächer gestört. Für das fehlende Raumangebot sollen zwei Neubauten geplant werden, für die Bestandsgebäude ist ein Sanierungsvorschlag zu bringen und die Außenanlagen sind zu gestalten. Diese Maßnahmen sollen zu einem stimmigen Gesamtbild des neuen Campus führen.

STÄDTEBAU | RAHMUNG DES SCHULHOFES
Die Drais-Schule organisiert sich konsequent um den Schulhof. Die Bestandsbauten waren der erste Baustein, die beiden Neubauten entwickeln das weiter. Die Erweiterung der Volksschule wird an den Bestand in der selben Geschoßigkeit angebaut. Die städtebauliche Akzentuierung als Hochpunkt mit drei Geschossen an der Kreuzung wird gestärkt. Gleichzeitig können die bestehenden strukturellen Defizite – fehlender Lift und zweiter Fluchtweg – unkompliziert gelöst werden. Der Neubau für die Erweiterung der Gemeinschaftsschule liegt im Südosten. Als zweigeschossiger Baukörper rahmt er den Schulhof und schottet zur Nachbarbebauung ab. Der Weg zur bestehenden Gemeinschaftsschule ist kurz. Zur Straße bleibt ein großzügiger Eingang, welcher den Eingang im Westen ergänzt.

NEUE GEMEINSCHAFTSSCHULE | ORGANISCHER BAUKÖRPER FÜR DIFFERENZIERTES RAUMANGEBOT
Die neue Gemeinschaftsschule hat einen Kleeblattgrundriss. In den drei Blättern sind die drei Lerncluster bzw. im Erdgeschoss die Mensen, Fachräume und Nebenräume untergebracht. Das Kleeblatt ist verformt und umkurvt die Bestandsbäume. Nur sieben nicht erhaltenswerte Bäume werden entfernt und vier kleine, schützenswerte Bäume (drei Birken und eine Sommerlinde) werden verschoben. In der Mitte des Kleeblattes betritt man das Gebäude. Eine großzügige Treppe mit Luftraum ist Entree und offenes, helles Zentrum des Hauses. Die Orientierung erfolgt intuitiv und fließend. Im westlichen Erdgeschoss liegen die beiden Mensen. Sie bekommen einen eigenen Außenbereich, bei schönem Wetter kann im Freien gegessen werden. Im Osten sind die Fachräume untergebracht und im Süden die Nebenräume. Die Anlieferung erfolgt an der Südostecke des Grundstückes. In den Obergeschossen liegt in jedem Kleeblattblatt ein Lerncluster. Vier Lerngruppenräume sind um das Lernatelier und den Ergänzungsraum gruppiert. Der Inklusionsraum dockt an. Die Lerngruppenräume können zum gemeinsamen Mittelpunkt geöffnet oder für introvertiertes Lernen geschlossen werden. Das Lernatelier und der Ergänzungsraum werden durch individuelle Möblierung strukturiert und können von den Kindern angepasst werden. Drei übersichtliche Lernlandschaften formen das Blatt. Die Verbindung zu den anderen Blättern ist fließend. Vier Zylinderstützen nehmen dienende Funktionen auf und zonieren angenehm beiläufig. So liegt zwischen den Blättern der gemeinsame Aufenthaltsbereich. Dieser verteilt sich über beide Geschosse, es entstehen kleine Rückzugsnischen und Aussichtskanzeln zum Beobachten. Die Rhythmisierung des Tages wird durch das differenzierte Raumangebot gefördert.

ERWEITERUNG GRUNDSCHULE | LOGISCHE VERLÄNGERUNG
Die Grundschule wird im Süden verlängert. Das zweite notwendige Treppenhaus mit Lift kann so für die gesamte Grundschule genutzt werden. Das Raumprogramm wird ähnlich spielerisch wie bei der Gemeinschaftsschule umgesetzt. Es gibt Klassenzimmer, welche zum Mehrzweckraum öffenbar sind und zur flexiblen Lernlandschaft werden können. Im Erdgeschoss des Neubaus ist ein zweiter Zugang.

SCHULHOF | BAUMPARK MIT SCHIRMEN | KLIMA
Die bestehenden Bäume bleiben erhalten. Sie bekommen große, runde Baumscheiben mit umgebender Sitzbank. Die restlichen Flächen werden mit geschliffenem Farbasphalt für die Pausennutzung auf natürliche und robuste Art ertüchtigt. 22 Schirme, verteilt über den Baumpark in Gruppen oder als Wegbegleitung, sind schattiger Treffpunkt bei Sonne oder trockener Platz bei Regen. Als leichte Stahlkonstruktion mit transluzenter Eindeckung ergänzen sie die Baumdächer. Sie übernehmen dabei Vordachfunktionen vor den Gebäuden ebenso wie die trockene Verbindung der beiden Gesamtschulgebäude. Die Flachdächer werden extensiv begrünt. So entsteht zusammen mit dem Baumpark besonders in heißen Sommern ein angenehmes Mikroklima.

FASSADE | SANIERUNG UND NEUBAU
Die bestehende Grundschule und in weiterer Folge die bestehende Gemeinschaftsschule werden thermisch saniert. Die prägenden Lisenen werden gedämmt und mit einer Alucopondschale verkleidet. Sie bekommen einen schützenden horizontalen oberen Abschluss, der ebenfalls als Alucopondverkleidung ausgeführt ist. Jeweils die letzte Lisene ist bündig mit diesem, so treten die einzelnen Baukörper stärker hervor. Die Fenster werden nach dem Stand der Technik modernisiert, die Brüstungen werden gedämmt und mit keramischen Schalen in einer vergleichbaren Materialität des Bestandes verkleidet. Die beiden Neubauten bekommen die ähnliche Fassade. Allein die Gebäudeform ist organisch gerundet und zeigt eindeutig den Neubau. Es entsteht ein Campus mit einem Gesicht und Gebäuden verschiedener Epochen – Einheit in Vielfalt.

MATERIALITÄT | UNVERKRAMPFT NATÜRLICH
Alle verwendeten Materialien sollen unverkrampft natürlich sein, Farben werden zurückhaltend eingesetzt, die den Materialien innewohnenden Eigenfarben dominieren. So ist der Außenraum in hellem sandfarbenem Farbasphalt ausgeführt. Durch das Schleifen der Oberfläche bekommt er seine Natürlichkeit zurück. Gleiches Prinzip bei den Böden innen, geschliffener Beton als monolithische Platte hat eine Terrazzooptik und ist dauerhaft robust. Ergänzt um weiß lasierte Eichenoberflächen der Möbel, Türen und Geländer entsteht ein warmer und heller Eindruck.

STATISCHES KONZEPT | RAUMZONIERUNG | BRANDSCHUTZ
Die Neubauteile werden als Stahlbetonskelettkonstruktion ausgeführt. Das Prinzip der außen liegenden Stützen der Bestandsgebäude wird übernommen, innen tragen große, runde Zylinderstützen. Diese nehmen die dienenden Funktionen wie WCs, Nebenräume, etc. auf. Aus ihnen können im Brandfall Schiebetore ausfahren und unterteilen in die maximal erlaubten 400m2 große Brandabschnitte. Drei außen liegende Treppen führen direkt in den Park. So wird der fließende zusammenhängende Gemeinschaftsraum möglich. In der Grundschule kann die neue Treppe über Brandschutztore zum Fluchttreppenhaus werden. So ist auch hier ein offener über die Geschosse greifender Raum realisierbar.

TECHNIK
In den Zylinderstützen werden alle Leitungen vertikal geführt. Aus den drei Zylindern erfolgt die horizontale Verteilung. Die Zuluft wird in die Lerngruppenräume bzw. in das Lernatelier gebracht, die Abluft wird zentral abgesaugt. Die Zylinderstützen sind über das extensiv begrünte Dach hinausgeführt und nehmen die Lüftungsgeräte auf. In Kombination mit der thermisch hochgedämmten Fassade, effizienter Lüftungstechnik, außenliegender Verschattung und effizienter Fußbodenheizung entsteht ein ökologisch nachhaltiges Gebäude.

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